Kategorie: Vollverstärker

Einzeltest: Creek 4040 A


Der will einfach nur spielen

Vollverstärker Creek 4040 A im Test, Bild 1
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Ich liebe solche Geräte: auspacken, anschließen, Musik hören. Und er spielt frisch aus dem Karton ganz fein Musik, womit er sich in eine mehr als 40 Jahre dauernde Geschichte toller Vollverstärker aus dem Hause Creek einreiht.

Auspacken

 
Also übers Auspacken schreibe ich normalerweise nicht, weil ich das im Grunde zu banal finde. Aber hier muss ich einfach. Zuerst konnte ich nicht glauben, dass in so einem unscheinbaren Umkarton der Creek stecken sollte. Nach dem Auspacken wurde mir aber klar, warum Bernd Hömke von Input Audio diese Lösung gewählt hatte: der eigentlich Karton ist bedruckt, klein und würde durch Klebebänder verunstaltet. Aber wieso ist das alles so leicht und wo ist der Creek, frage ich mich, als ich den eigentlichen Karton öffne. Oh, das ist er: nicht mal 3 Kilo „schwer“ und im Midsizeformat – so ein kompaktes und leichtes Gerät hatte ich tatsächlich nicht erwartet.

Vollverstärker Creek 4040 A im Test, Bild 2Vollverstärker Creek 4040 A im Test, Bild 3Vollverstärker Creek 4040 A im Test, Bild 4Vollverstärker Creek 4040 A im Test, Bild 5
Umso besser, den Creek kann man sich unter den Arm klemmen, er findet überall Platz, trägt nicht auf und macht trotzdem einen selbstbewussten Eindruck.   


Etwas Geschichte

 
Mich verbindet eine persönliche Geschichte mit der Marke und dann gibt es natürlich noch eine offizielle Creek-Geschichte zu erzählen. Nicht lange, nachdem ich aus Berlin wieder nach München gezogen bin, habe ich in Willi Bauers HiFi- Laden einen wunderbaren Creek 4240 SE Vollverstärker gekauft, mit dem ich einige Jahre sehr zufrieden Musik gehört habe. Gut zwanzig Jahre später kam dann ein Ur-4040 dazu und nun höre ich tatsächlich erstaunt diesen 4040 A und habe den Eindruck, es habe sich praktisch nichts verändert. Natürlich hat sich ganz viel verändert, aber der Kern, dieser kernig-lebendige, ultimativ befriedigende Klang ist noch genau so da, nur mit anderen Mitteln erreicht. Das erinnert mich an einen großen Winzer aus der Pfalz, dessen Literweine bereits die Gene der großen Gewächse trugen. Er meinte dazu: „Wenn das nicht so wäre, würde wir ihn nicht unter unserem Namen verkaufen.“   

Audioerbe  


1982 kam im Vereinigten Königreich ein Verstärker auf den Markt, der die Menschen verwirrte: wie konnte eine kleine englische Firma die Preise der allgegenwärtigen Japaner unterbieten und dabei noch so gut klingen? Creek verkaufte von seinem schmalen 4040, einem leichten und doch leistungsfähigen Vollverstärker zigtausende. 40 Jahre später wollte Mike Creek einen Jubiläumsverstärker zum 40-jährigen Firmenjubiläum auf den Markt bringen und ihm war schnell klar, dass er keinen Verstärker konventioneller Größe machen musste und auch nicht wollte. Durch den hohen Wirkungsgrad seiner Endstufenschaltung bekam er die Möglichkeit, einen sehr kompakten, echten Vollverstärker zu bauen.   

Technologieunabhängig

 
Wie schafft es Mike Creek, Technologien einfach so für seine Zwecke und für den jeweilig avisierten Verkaufspreis zu erzielen? Nun, der Mann hat eine sympathisch-pragmatische Herangehensweise, die auf seiner immensen Erfahrung fußt. Und was sagt er zum tiefsitzenden audiophilen Vorurteil, dass Class D oft unangenehm klinge? Darauf hat Creek natürlich eine Antwort, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte: „Aus Ihrer eigenen Erfahrung mit dem 4040 A wissen Sie, dass er nicht unter den Auswirkungen von langsamen Schaltvorgängen und schlechten Tiefpassfiltern leidet, weil die Fortschritte in der Technologie es uns ermöglicht haben, diese Ursachen zu beseitigen.“ Creek hat schon vor Jahrzehnten mit Class-D-Verstärkern experimentiert, setzte sie damals aber nur als Subwooferverstärker für die Epos ELS- und M-Subs ein, da die nur eine sehr begrenzte Frequenzbandbreite benötigten.

Vollverstärker Creek 4040 A im Test, Bild 3
So geht Vollverstärker heute: extrem kompakte Bauweise, geringer Stromverbrauch, hohe Leistung und kompetenter Klang
Moderne Class-D-Schaltungen arbeiten mit einer weitaus höheren Bandbreite, wodurch man auch mit relativ einfachen ICs von Texas Instruments oder Infineon hohe Leistung, geringe Verzerrungen und geringes Rauschen erzielen kann. Dazu Creek: „Mit anderen Worten, Class-D ist erwachsen geworden.“ In den 50er Jahren entwickelt, kam die erste kommerzielle Class-D-Anwendung von Clive Sinclair 1964 auf den Markt. Zu früh, wie Creek schmunzelnd sagt. Er war selbst lange kein Fan der Class-D-Klangqualität. Creek dazu: „Creek und Epos haben in den letzten zehn Jahren umfangreiche Untersuchungen mit verschiedenen Typen durchgeführt, den meisten fehlten die feinen Details, die Offenheit und die Qualität von gleichwertigen linearen Verstärkern, so dass sie verworfen oder vorübergehend zurückgestellt wurden. Als ich mir jedoch verschiedene Optionen für den 4040 A ansah, wo der Platz knapp war, stieß ich auf die neuesten integrierten Class-D-Schaltungen von German-Infineon, die die MERUS-Technologie nutzen. Sie versprechen keine High-End- Leistung und sind bescheiden, was ihre klanglichen Vorteile angeht, aber meine positiven Erfahrungen mit den MOS-FETs von Infineon veranlassten mich dazu, einige dieser neuen Schaltungen zu testen, um selbst zu hören, was sie leisten können. Ich war äußerst überrascht und zufrieden mit den Ergebnissen und legte meine Klasse-D-Vorurteile beiseite. Ich entschied mich für einen Infineon MA5332 zusammen mit einem bewährten Creek-Hochfrequenz-Netzteil, das von unserem Spitzenmodell Voyage i20 heruntergerechnet wurde.“ Gerade das 400-Watt-Netzteil des 4040 A hat einen Wirkungsgrad von 91 %, so dass es selbst bei maximaler Belastung sehr kühl läuft. Das war übrigens der mitentscheidende Faktor für das so kompakte Gehäuse.   

Moderne Klassik  


Es schreibt sich so leicht: mehr Verstärker braucht kein Mensch. Aber es stimmt, der Creek 4040 A hat im Prinzip alles, was man sich von einem modernen Verstärker wünschen kann: drei Hochpegeleingänge, einer für die optionale Phonokarte reserviert und einer vollsymmetrisch als XLR ausgeführt: drei Digitaleingänge (optisch, koaxial und USB 2.0) und eine 6,3 mm-Kopfhörerbuchse. Der Kleine leistet 55 Watt Sinus an 8 bzw. 110 Watt an 4 Ohm, der Dac Chip ist ein hochwertiger ES9018K2M Sabre, Bluetooth 5.0 sorgt für kabellose Einbindung zahlreicher Zuspieler und via Line 1 kann man den 4040 A bei Bedarf als Endstufe ansteuern. Hat mich schon der Quad Vena Play, der ja ein direkter Konkurrent des Creek ist, als kompakter englischer Alleskönner überzeugt, legt der Creek noch eine Schippe drauf. Natürlich haben sich im Vergleich zum Preis des Ur- 4040, der damals für 99 Pfund zu haben war, die Zeiten geändert, da kommen wir auch inflationsbereinigt nicht mehr hin. Aber was er bietet, ist auch nicht mehr mit dem seines Ahnen vergleichbar. Außerdem treibt er jeden Lautsprecher, den ich angeschlossen habe, völlig mühelos und interessiert sich nicht für spezielle Kabel oder Ähnliches – sehr sympathisch.   

Klingt nach Creek

 
Viele Hersteller haben einen Haussound. Den von Creek kann man als Mischung aus kraftvoller Dynamik, quirlig- erdigem Grundklang und der Fähigkeit erstaunlich große Bühnenpanoramen aufspannen zu können. Weil ich es kann, habe ich zuerst die Bluetooth-Verbindung getestet und nach kurzem Suchen koppelten sich der Verstärker und mein iPhone miteinander. Und was kam aus den Lautsprechern? Bei Anouar Brahems Traumeinspielung ,,Blue Maquams“ stellt sich trotz der verlustbehafteten Übertragung ein erstaunlicher Wohlfühlklang ein. Ganz ehrlich? Ich habe die ganze Einspielung gehört und richtig Freude damit gehabt. Den internen DAC habe ich mit meiner kleinen Project Pre Box S2 Digital verglichen und das geht knapp zugunsten des Creek aus, der einfach spritziger und erdiger klingt. Und Phono? Also die Sequel Mk4 Platine ist ein kleines Wunder und da sieht bzw. hört man mal wieder, was ein gut abgestimmtes Setup ausmachen kann. Ich habe das preislich passende Skyanalog P1M mit dem preislich total unpassenden Air Tight ATH-3 Übertrager angeschlossen und das macht wunderbar Druck aus der Mitte, ohne die Frequenzenden zu vernachlässigen. John Lee Hooker steht oder besser sitzt hier bei mir im Raum und nötigt mich dazu, ihm zuzuhören. Das muss ein Verstärker erst einmal leisten.

Fazit

Zum 40-jährigen Jubiläum von Creek bekommt man mit dem 4040 A einen Vollverstärker, der wie sein Urahn hervorragenden Klang und eine sinnvolle Ausstattung für vernünftiges Geld bietet. Eine ganz dicke Empfehlung.

Kategorie: Vollverstärker

Produkt: Creek 4040 A

Preis: um 998 Euro (Aufpreis Phonoplatine 165)

Ganze Bewertung anzeigen


5/2024
4.0 von 5 Sternen

Spitzenklasse
Creek 4040 A

5/2024

Creek 4040 A
PREIS-LEISTUNGS-TIPP
Bewertung 
Klang 70%

Labor 15%

Praxis 15%

Ausstattung & technische Daten 
Preis: 998 Euro (Aufpreis Phonoplatine 165) 
Vertrieb: Input Audio, Gettorf 
Telefon: 04346 606001 
Internet: www.inputaudio.de 
Ausstattung
Ausführung: Schwarz, Silber 
Abmessungen (B x H x T in mm): 215 x 60 x 255 
Gewicht: 2,2 kg 
Ausgangsleistung: 55 Watt / 8 Ohm; 110 Watt / 4 Ohm 
Frequenzgang 5 Hz – 50 kHz (+/-3 dB) 
Fremdspannungsabstand (in dBA) 105 
Eingänge: 2 x Cinch, 1 x XLR, USB 2.0, Coax, optisch, Kopfhörer 6,3 mm 
Ausgänge: 1 x LS Stereo 
Garantie 2 Jahre 
+ sinnvolle Ausstattung 
+ hervorragender Klang 
+/- + praxisgerechte Bedienung 
Klasse: Spitzenklasse 
Preis/Leistung: sehr gut 
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Christian Bayer
Autor Christian Bayer
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